Einkaufen ist Spießrutenlaufen. Ich muss jedes Mal aufpassen, dass ich nicht tätlich werde. Weil mich der örtliche Quasimonopolist in einer Art und Weise aufregt, dass ich kaum noch ein und aus weiß.
Z.B. dass ich in einem Zwergladen Premiumpreise für ein Ghettosortiment zahlen „darf“ – ernsthaft, wer den Bestellblock für diesen Laden zusammengestellt hat, sollte sich besser vor mir in Acht nehmen. Trifft allerdings nicht nur für meinen Ghettoladen zu, sondern auch für andere ähnlicher Größe
Z.B. dass dieses Sortiment dann auch nicht verlässlich verfügbar ist, sondern nach – was? Belieferungsglück? Lust und Laune? jedenfalls völlig unberechenbar.
Z.B. dass die zwanghafte Outsourcerei zu einem Zustand geführt hat, in dem die eigenen Angestellten ihre Regalbestände nicht mehr kennen, weil zum Einräumen ein Subunternehmer beauftragt ist, dessen Angestellte für einen Substandardlohn von €7,50 die Stunde – vor 20 Jahren (!) hab ich als Schüler im Supermarkt gejobbt, für DM 14,- die Stunde. Dass da was schief läuft, leuchtet auch ein, oder? – verständlicherweise nicht sonderlich hochmotiviert sind, den Ausbeutern die absolute Toparbeit abzuliefern und einfach irgendwie die Regale vollräumen, damit alles nach Fülle und Überfluss aussieht.
Z.B. dass die Regalauffüller auch noch per Dekret ein Verbot haben, mit den Kunden zu sprechen – was ja eigentlich die einfachste Lösung wäre, wenn man sieht, die räumen grade, ich suche was: Die sind offenbar der nächstliegende Ansprechpartner. Dürfen sie aber nicht.
Z.B. dass der Discounter des gleichen Konzerns den Premiumladen mittlerweile an einigen Ecken und Enden im Angebot und Verlässlichkeit locker aussticht
Z.B. dass grade in Mode gekommen ist, möglichst wenige Kassen in den Laden zu stellen – ganz klar, nimmt ja Verkaufsfläche weg. Nur schwindet meine Begeisterung für einen Einkauf drastisch, wenn ich am Ende die Auswahl zwischen 3 oder maximal 4 höllenlangen Schlangen habe
Z.B. dass die Kette ja so dermaßen Premium ist, dass sie noch in der letzten Klitsche einen Hausschnüffel an die Tür stellt, die aber in der Regel wiederum so unbegabt sind, dass sie mich (ja, mich) so ultrabeschissen verfolgen, dass ich zum Teil schon angefangen hab, meine Beschatter zu grüßen. Zu deren größtmöglicher Verwunderung. Es war also nicht mal Konzept.
Z.B. dass der Laden es nicht einmal mehr schafft, neuen Kassenkräften Anlerner zur Seite zu stellen, sondern die mitten im Mittagsgeschäft auf den Kundenandrang loslässt – und ich steh als Kunde da und kann die Technik besser bedienen als mein Gegenüber.
Und zum bösen Schluss, dass Konzernstrukturen derart verknöchert sind, dass ich größere Satisfaktion draus ziehe, meinen Frust zu hate-bloggen, als mich direkt an die Wurzel allen Übels zu wenden, weil ich genau weiß, dass ich in letzterem Fall nichts erreichen würde, außer einer Textbausteinmail, halbherzig zusammengeklickt von einem Kundenbetreuungs-Praktikanten, in der ich dann lesen kann, dass es allen ungeheuer leid tut, dass mein Einkaufserlebnis suboptimal war.
Himmel! Ich will kein Einkaufserlebnis und keine Premium-Glitterdusche am Eingang, ich will ein halbwegs verlässliches Sortiment und einigermaßen zeitnah wieder aus dem Laden rauskommen!