Ich sag es ganz offen: Ich mag es nicht warm. Irgendwo zwischen 28 und 31°C hört meine Wohlfühlzone ein für alle Mal auf. Entsprechend heiter bin ich dieser Tage.
Dabei handelt es sich doch nur um ein, man verzeihe mir das kleine Wortspiel, Warmlaufen. Denn, wie die FR ganz richtig schreibt, es „bereitet sich die Erde gerade auf die Verhältnisse vor, die uns auf unserem neuen Planeten erwarten, wenn der alte endlich kaputt ist“. Der DWD nahm auch schon mal kurz Stellung zur Klimakonstellation, und kann, aller Vorsicht bei derartigen Aussagen zum Trotz, nicht umhin, zuzugeben, dass es eine Häufung von „Hitzeperioden seit den 1980er Jahren“ gibt.
So weit, so schlecht. Das ist das Eine, gegen das man jetzt auch kaum noch etwas machen kann (von Prophylaxe, dass es noch schlimmer kommt, mal abgesehen).
Das Andere ist aber, mit dem Status Quo sinnvoll umzugehen.
In aller Regel muss man sich in Deutschland nicht ums Wasser sorgen (vgl. hierzu z.B. Kalifornien), Häuslebauers Vorgarten ist also kein Thema, und seine Autowäsche auch nicht.
Auf dem flachen, sich langsam aber sicher entvölkernden Land muss man im Sinne dieses Postings auch nichts tun. Mir geht es ums Städtebauliche.
Was bedeutet „Stadt“ denn eigentlich so? Viel Bevölkerung, viel Verkehr. Also, viel versiegelte Fläche, wie man so schön sagt. Und das ist exakt das Problem, das Städte klimatisch bedeuten.
Der Wetterbericht prophezeit die ganze Zeit relativ erholsame kühle Nächte, die aber nicht passieren. Also, in der Stadt nicht passieren. Denn die Stadt, die aus Beton und Stein besteht, speichert die Wärme des Tages und gibt sie in der Nacht wieder ab. Jede Straße, jede Mauer, jeder Dachziegel hält die Nacht warm.
Die Stadt kann sich also nicht abkühlen.
Gleichzeitig kann sie auch noch etwas anderes nicht: Kühle Luft aktiv produzieren. Wie, kühle Luft produzieren? Das ist ganz anschaulich, sobald man einen Moment ans Barfußgehen denkt. Straße und Asphalt sind in einer Sommernacht noch warm vom Tag (siehe auch oben). In einer Wiese ist das Gras hingegen sprichwörtlich kühl. Und das fühlt sich eben nicht nur so an, da findet tatsächlich aktive Produktion kühler Luft statt.
Im Gegenzug produziert die Stadt aber neben der Sonnenwärme, die sie speichert, auch noch eigene Wärme selbst. Durch Klimaanlagen, Kühlschränke, Kühlhäuser, Warmwasserproduktion und jeden einzelnen Motor, Auto, Moped, Bus, aber auch Aufzug, S-Bahn, Zug, etc. pp. Je wärmer es also generell wird, desto wichtiger ist für die Stadt, die Erwärmung wenn schon nicht zu vermeiden, dann doch wenigstens auszugleichen – durch Kaltluftproduktion.
Dank größtenteils versiegelter Flächen ist die Produktion kühler Luft in der Stadt aber eben ausgesprochen überschaubar. Grünflächen sind Mangelware, vorhandene werden schon mal aus Gründen der Pflegeleichtigkeit geschottert. In schicken Neubauvierteln werden welche mit viel zu wenig Mutterboden neu angelegt, so dass im Sommer auch nur verdörrte Halme in der Sonne gelb und wenig attraktiv geschweigedenn nützlich herumstehen. Flachdächer zu begrünen ist auch so eine Sache für Fundi-Grüne und Hardcore-Ökos. Jedenfalls nichts, was gefordert oder gar nachgeholt werden würde.
Und so kommt es zu der supertollen Situation, dass die Menscheit sich ein Klima geschaffen hat, dass derzeit offenbar in der Pubertät ist und dauernd übertreiben muss, und gleichzeitig lässt man alle Optionen verstreichen, die geeignet wären, die aktuelle Lage zu entschärfen oder auch nur zu lindern.
Zyniker könnten jetzt behaupten: Wozu auch, die 1% haben ja ohnehin Villen vor der Stadt und vor allem: Klimaanlagen.
Plausibler finde ich eine andere Erklärung: Nachdem ja selbst ich das weiß, ist das wohl nicht all zu schwer zu durchblicken. Umweltämter, Metereologen usw. wissen sowas sicher auch. Und haben ihre beratende Funktion gegenüber der Politik. Und beim Beraten liegt der Hund begraben. Auflagen für Baugenehmigungen, vernünftig angelegte und gepflegte Grünanlagen, das ist alles nicht rentabel im Sinne von 3-Monats-Bilanzen und Legislaturperioden. Und so verdampft das ganze schöne Wissen um Mikroklimatik in der Hitze der städtischen Betonwüsten, weil jeder nur in diesen Maßstäben denkt statt in Dekaden.