Lieber Flüchtlinge als Hartzer

Ohne Frage. Was sich derzeit abspielt, ist ein Trauerspiel, ein Armutszeugnis, mit Worten schon nicht mehr zu beschreiben.
Das betrifft sowohl die Mengen an Menschen, die lieber riskieren, im Mittelmeer zu ersaufen als da zu bleiben, wo sie zu Hause sind bzw. waren, aber wo die Situation nicht mehr tragbar ist.
Das betrifft ebenso den unverhohlenen Rassismus und, also ich kann nicht anders, als es so zu nennen, Geiz, der ihnen entgegenschlägt.
Die Tünche der Zivilisation ist dünn in diesen Tagen.

Ja und ich, ich hebe jetzt noch einen weiteren Zeigefinger. Im Lichte des „ich bin besser als du bin besser als du bin besser als du, aber wir alle sind immer noch besser als DIE“ bzw. des „divide et impera“ halte ich das aber auch für notwendig, nicht aus den Augen zu verlieren.

Kurz waren die „besorgten Bürger“ aus Dings (ist einfach egal) etwas aus den Medien verschwunden, da kam m.o.w. scherzhaft das Wort auf, es sei ja jetzt Monatsanfang, die hätten ja grade Stütze bekommen und jetzt anderes zu tun.
Ein anderer, sicherlich ganz ehrbar motivierter Mitmensch, schrieb gegen den Rassismus an, jeder Flüchtling, der hier um seine Familie durchzubringen, Mülltonnen leere, sei ihm lieber als fette, satte Deutsche auf Hartz 4.

Und das find ich eine momentan noch kleine, aber nicht zu vernachlässigende Gefahr. Der schlimmste Paria im Land ist der ohne Erwerbsarbeit? Da verschiebt sich die Trennlinie zum „mag ich nicht neben mir wohnen haben“ nur auf eine andere Subgruppe von Menschen. Da hat aber die Propaganda, mit der die Agenda 2010 und die neoliberale Selbstverantwortlichkeitsdoktrin eingehämmert werden sollen, schon gewirkt.
Wer sowas sagt, ist kein Rassist, aber.
Ja, genau so.
Schlimmstenfalls bzw. hochwahrscheinlich weiß dasjenige es gar nicht, ist sich dessen gar nicht bewusst, dass es Menschen auch wieder einen Wert zuweist, und zwar anhand ihrer vermeintlichen, marktverwertbaren Produktivität.