erschreckend. und voraussehbar.

FAZ-Durchschnittsdeutsche laufen den Volksparteien davon

„ziemlich erschreckend“ kommentiert die Facebook-Freundin den verlinkten Artikel aus der FAZ „Die da oben machen einfach alles falsch – Warum Wähler abwandern“ vom 12.01.2017.

leider find ich es nicht erschreckend, sondern nur die Quitting, die Ernte der Entwicklung der letzten Jahre bis Jahrzehnte.

der Sozialneid ist das, was sichtbar wird, die umgewandelte Angst.
weil es keinerlei Sicherheit mehr gibt, auf einmal über jedem das Damoklesschwert Hartz-IV schwebt, wenn der Job verloren geht, was inzwischen auch jeden treffen kann. die Angst kann man nicht gut managen, Neid und Hass sind besser auszuhalten.
dass ausgerechnet da die Angst und diffuses Unbehagen vor „Anderen“ bzw. Ausländern am Größten sind, wo es faktisch gar keine gibt, ist auch nicht nur ein Phänomen aus Haßloch, sondern ziemlich flächendeckend zu beobachten. wo kein eigene Anschauung möglich ist, weil eben kein Ausländer da ist, sind die Vorurteile am Stabilsten – ist vermutlich ein Teil der Erklärung für das Phänomen.

dazu noch lauter Dinge, die „man doch noch wird sagen dürfen“… mglw. auch mehr Mut, wieder auszusprechen, was eigentlich immer die Meinung war, aber nicht laut gesagt wurde – aber inzwischen sagen es eben viele, die **GIDAs hier, falsche oder überaktive Accounts in sozialen Medien da… wo man früher vllt. einen Leserbrief geschrieben hat, der nicht mal sicher abgedruckt wurde, entbrennt jetzt unter jedem einschlägigen Nachrichtenartikel eine Kommentarflut und erweckt den Eindruck, dass es eine Meinung aus der Mitte der Gesellschaft sei.

Solidarität ist auch schon lange nicht mehr en vogue. so Wassertropfen wie eine Sommerlochforderung, dass Risikosportler Sportunfälle aus der eigenen Tasche bezahlen sollen und nicht die Krankenkasse belasten, setzen sich mit der Zeit halt doch in den Köpfen fest. die Entsolidarisierung bleibt irgendwann hängen, keiner gönnt dem anderen mehr die Butter auf dem Brot, oder das abgesicherte Freizeitvergnügen, oder den Mindestlohn von dem man in Ballungsräumen auch nicht leben kann, ohne zusätzlich ALG2 beantragen zu müssen. und auch das gönnt einem der Nachbar nicht, wer ALG2 kriegt, schmarotzt doch eh nur und lebt auf Kosten anderer.

Sozialneid und Anspruchshaltung, das passt ja auch zusammen, wenn man sich das so anschaut. laut der unterklassigen Medien und Propaganda der Parteien – die einen schwärzen Ausländer und Migranten an, die anderen Leistungsempfänger, da spielen so gut wie alle gleich mit – kriegen ja immer alle anderen die Leistungen nachgeworfen. ist doch nur logisch, dass da Sozialneid aufkommt, und eine Anspruchshaltung, dass man das mir gefälligst auch frei Wohnungstür serviert. frage mich, wie man das nicht spontan verstehen kann.

und diese ganze Saat aus Neidpropaganda, Suggestion, dass man das selbst viel mehr verdient hat etc. pp., die geht jetzt auf. und ein paar findige Rattenfänger greifen vage Ressentiments auf und erzählen, sie würden das alles verbessern (dabei wollen grade die die Sozialversicherung ganz abschaffen, aber dafür müsste man ja ins Programm schauen, was ja nun wirklich keiner macht). eigentlich kann es da nicht wundern, dass die dann vorübergehend Zulauf bekommen. 4-5 Jahre später, wenn sich rausstellt, dass die auch nichts verändert haben, wird das hoffentlich wieder abebben – hoffentlich. wenn in der Zwischenzeit nicht die kritische Masse überschritten wurde – und DAgegen helfen Politiker zu Fuß nix, da hilft nur richtig umkehren, das Privatisieren und Entsolidarisieren endlich aufgeben… aber ich hab auch mehr Angst als Hoffnung.