ich steh nicht auf Religion – dürfte jeder wissen, nicht nur wer mich kennt, sondern auch wer mich „nur“ liest.
ein Argument v.A. gg. eine bestimmte derzeit besonders umstrittene Religion kotzt mich aber einfach entschieden an und ich find es scheinheilig, an den Haaren herbeigezogen und mit zweierlei Maß gemessen, bzw. wo letzteres der Fall nicht ist, einen bescheuerten Schritt zurück.
„Kinderehen“ sind das Thema, und ein vorgeschobener Jugend- bzw. Mädchenschutz, der mir einfach wesentlich zu weit geht.
TV-Bericht – der gar nicht mal so einseitig war sondern sogar recht vernünftig – zeigt ein 16-jähriges Mädchen, ganz offensichtlich bis über beide Ohren total verknallt und andernorts, wo das möglich ist, legal verheiratet, wird in Deutschland von ihrem Ehemann getrennt, unter strenge sittliche Aufsicht vom Jugendamt gestellt, darf ihren Partner/Freund/Mann nicht mehr ohne Aufsicht sehen und ihm droht noch die Verfolgung wegen Sex mit Minderjährigen (wenn man die Ehe als vollzogen annimmt). selbst, wenn ich das Level senke auf 14, find ich nix dran. 13, hmmmnaja, schon schwieriger – aber nicht prinzipiell verwerflich. wahrscheinlich ist für mich persönlich die Grenze, bei der ich sage, da funktioniert das in aller Regel noch nicht mit echter Überlegung und freier Entscheidung, so bei zwölf Jahren.
übrigens, mit Einverständnis des Familiengerichts und volljährigem Ehepartner kann man auch in Deutschland ganz legal mit 16 heiraten…
damals™, in meiner Jugend, also vor vielen vielen Generationen *packt den Gehstock aus*, und jetzt hoffe ich, dass mich meine Erinnerung nach all den Jahren nicht zu sehr trügt. jedenfalls, da war das so, dass man mit 14 „wesentlich“ werden durfte, wenn das zweite Beteiligte noch keine 18 war. war eins schon über 18, musste das Jüngere 16 sein, damit alles seine ethisch-moralische Ordnung hatte. aber im Grunde genommen wurde den Teenies zugestanden, mit 14 herum die Reife erlangt zu haben, dass sie selbst drüber entscheiden können, ob sie Sex haben wollen oder nicht.
dann verprüdete das gesellschaftlich und folglich gesetzgeberisch auf einmal wieder – war zumindest mein Gefühl bei der Sache. subjektiv fand ich es weniger durchsichtig als da, als es mich noch betraf. ich steig ehrlich gesagt nicht auf Anhieb durch und find es auch zu unhandlich, um es hier wiederzugeben. beide gleich alt macht noch am wenigsten Probleme, je älter eins wird, desto komplexer wird dann alles, aber bei 21 ist wieder Schluss mit differenzieren, 21 oder 51 ist dann schon wieder egal, was ich auch unpassend finde.
bescheuerte Randregelung: zwei 15-jährige dürfen zusammen tun, was sie wollen, aber wenn sie sich mit dem Kontext im Sinn fotografieren, fällt das unter jugendpornographische Schriften *facepalm*.
aber unterm Strich nach wie vor: im Großen und Ganzen ist gesetzlich ziemlich OK, wenn ≥14-jährige aktiv sind, und ausnahmsweise auch, wenn 16-jährige heiraten.
so und jetzt zur Religionskritik: dass ich nicht befürworte, 8-jährige Kinder zu verheiraten, steht hoffentlich außer Frage.
aber unter dem Deckmäntelchen des (vor allem) Mädchenschutzes mit dem moralischen Zeigefinger auf Partnerschaften zu deuten, nach denen sich keiner umdreht, ganz platt gesagt, solange „sie“ kein Kopftuch aufhat, ist mir zu billig, zu einfach, zu eindimensional, zu prüde, zu spießig, zu blöd.
hätte mir jemand diesbezüglich Vorschriften machen wollen, als ich 14, 15 war, ich hätte der Person aber was gehustet.
sehr früh eingegangene Partnerschaften können halten, oder auch nicht. wie jede andere Partnerschaft auch.
wenn man ’nem Menschen zugesteht, so einsichtsfähig zu sein, dass er für begangenes Unrecht auch gradestehen muss – also die Strafmündigkeit -, dann entbehrt es für mich nachvollziehbarer Logik, dass die Fähigkeit zu einvernehmlicher Partnerschaft und Sexualität viel später entwickelt werden soll.
gegen Kindesmissbrauch und Kinderehen vorgehen – jederzeit d’accord.
Beziehungen mit jugendlichen Beteiligten (pauschal) zum Religionsbashing heranziehen – abgefuckter Bullshit.