Fackeln und Mistgabeln

Es gibt ja immer mal wieder so Vorkommnisse, die die schmale Grenze zwischen dem ‚anständigen‘ Volk und einem auf besondere Weise herausragenden Abweichler besonders farbenprächtig herausstreichen.

Wieso ich grade heute auf das Thema komme, dürfte klar sein. Aber das Detail interessiert überhaupt nicht.

Es ist absolut unwichtig, um wen es geht, und um welche – mit dem ‚gesunden Volksempfinden‘ gesprochen – Abscheulichkeit. Das spielt keine Rolle.

Wirklich interessant ist viel mehr, wie schnell es in solchen Fällen geht, um aus vermeintlich zivilisierten und rational denkenden Menschen einen Lynchmob zu machen. Was da an Geifer und Sabber abgesondert wird, lässt die letzten paar Hundert Jahre an Aufklärung und Zivilisation glatt vergessen machen.

Da verstehe ich dann immer wieder, welchen Volksfestcharakter Hexenverbrennungen gehabt haben müssen: Ein öffentlich erklärter Sündenbock, dem jeder sein persönliches Unbill anlasten konnte, wird aufs Grausamste vom Leben zum Tod befördert. Hinterher kann sich jeder wieder ein wenig sicherer fühlen in seinem kleinen Leben, denn das Böse wurde vernichtet.

Davon sind wir bis heute keine 10cm entfernt.
Und das macht mir, zumal bei der Menge der Gefolgsleute, mehr Angst als die Einzelnen, über die sich dann immer im heiligen Zorn ereifert wird.

Nachtrag:
Angesichts des „Drucks“ der sozialen Netzwerke will nun der bei der vorordneten Geldauflage eigentlich als Begünstigter vorgesehene Kinderschutzbund die Zahlung nicht annehmen.
Ich kann mich da nur Udo Vetter anschließen:

Es ist bei solchen Auflagen ja unvermeidlich, dass sie von möglichen Straftätern gezahlt werden. […]
Will der Kinderschutzbund Niedersachsen jetzt ein Urteil nach dem Urteil fällen, zwischen gutem und schlechtem Geld unterscheiden? Ich kann so eine Anfälligkeit für offensichtlichen Populismus nicht ganz nachvollziehen.