Effizienz über alles

„Meine Kollegin […] ist seit drei Jahren [wasauchimmer] und weil sie keine 28 Semester studiert hat, noch recht jung.“

Ganz ungeachtet des restlichen Inhalts des Artikels, aus dem ich dieses Zitat entnommen habe, dreht sich mir bei solchen Formulierungen der Magen um.
Möglicherweise ist es nicht mal böse gemeint. Allerdings bin ich der Meinung, wenn es nicht böse gemeint ist, soll man sich solche Ausschmückungen einfach gleich ganz verkneifen. Benutzt man sie nämlich doch, werden zwangsläufig Assoziationen wach.

Alles Ineffiziente wird verfemt, und das immer weiter zunehmend. So genannten (ineffizienten!) Bummelstudenten wurden als erstes Mal Langzeitstudiengebühren verordnet, um die Effizienz zu steigern (auch vorbereitend für allgemeine, aber die Propagandalage gegen das Überziehen der Regelstudienzeit war noch eine ganz eigene Nummer). Studiensysteme wurden reformiert, der erste angebliche Hochschulabschluß wird jetzt nach 6 statt wie früher nach 8-9 Semestern gemacht, sofern man es in der Zeit schafft, denn die Akademiker fangen viel zu spät an zu arbeiten. Ineffizient! Die langwierige Schulausbildung bis zur Hochschulreife wurde ebenfalls um ein Jahr verkürzt, dabei blieben großflächig Sachen wie Kunst und Musik auf der Strecke (ineffizient!), dafür kann der Abiturient von heute schon perfekt mit Powerpoint 6h daran arbeiten, etwas in 2h zu präsentieren, was man auch in 5 Minuten erklären könnte. Gilt aber als voll effizient sowas.

Die Loblieder auf die Effizienz sitzen inzwischen in den Köpfen fest. Alles muss optimiert werden. Wer da seine Zeit nicht optimal ausnutzt, also ineffizient ist, muss zwangsläufig als fehlerbehaftet gelten, als mit einem Makel versehen.
Genau deswegen schlug mir der zitierte Satz so hart gegen die Laune, dass ich darüber bloggen musste.