Die Welle – Fehler in der Idee

Fällt mir grade beim x-ten Mal anschauen auf:
Grundsätzlich sind Schüler in der Schule gewöhnt, autoritär behandelt zu werden, dem Lehrer zu gehorchen, ohne zu widersprechen, zu hinterfragen.

In Buch/Film „Die Welle“ ist der experimentierende Lehrer zwar bis zum Experiment der „Rainer“ und dann „Herr Wenger“, benimmt sich also nicht, wie die Klasse es sonst von ihm gewohnt ist – aber wer hat die Erfahrung nicht schon mal gemacht, dass sich jemand, den man für außergewöhnlich, für cooler, für entspannter, oder einfach nur für anders gehalten hat, als vollkommen gewöhnlich herausstellt? Grade junge Lehrer haben leider oft den Punkt, an dem sie ‚zerbrechen‘ und sich in den desillusionierten Trott fügen, ganz egal ob das jetzt an Schülern, Lehrerkollegium, Eltern, Ministerium oder was ganz anderem liegt.
Schüler mit so 16, 17 Jahren herum, wie sie im Film dargestellt werden, haben die Erfahrung mit Referendaren/LiV unter Garantie schon gemacht, und nehmen einen Wandel vom lässig-kollegialen zum autoritär-strengen Lehrer imo recht wahrscheinlich einfach resignierend hin.

Die gesellschaftliche Grundnorm im Verhältnis Schüler – Lehrer ist schlich und einfach die, dass der Lehrer anschafft, und die Schüler machen, was angeschafft wurde. Es mag ab und an mal angenehme Ausnahmen geben – die auch oft genug zusammenbrechen und das nicht durchhalten. Im Großen und Ganzen ist kritisches Hinterfragen oder Nichtbefolgen von Sachen, die sich ein Lehrer von der Klasse auch nur wünscht, mit Schwierigkeiten, Problemen, Stress und ganz allgemein Unannehmlichkeiten verbunden. Zu den Hauptlerninhalten der Schulzeit gehört das Wissen, wie man bequem durchkommt. Wie man sich Stoff reinquält und punktgenau ausspuckt, wie man den Stoff so hinspuckt, dass es dem Lehrer gut gefällt, wie man sich so verhält, dass einen der Lehrer nicht direkt auf den Kieker kriegt und trotzdem nicht nach Streber aussieht.

In Buch und Film passiert ja auch noch einiges mehr – die Eigendynamik der begeistert Folgenden und wie sie sich radikalisieren. Der Lehrer ist auch noch herrlich manipulativ, in dem er immer alles als zum Wohle aller darstellt und mit einsichtsvoller, empathischer Argumentation begründet.

Auf meine Erfahrungen bis zur 10. Klasse hätt ich einen solchen Lehrer, bzw. seinen Verhaltenswechsel jedenfalls als bedauerlichen „Nocheiner“ verbucht. Mehr nicht. Und vor allem: Keine Massenbewegung.

(da gibt’s trotzdem jede Menge hochinteressantes hinsichtlich Massenhysterie, keine Frage. aber die Grundannahme vom Anfang – imho hinkt die)